Gemeinsamer Antrag | Verleihung der Ehrenbürgerschaft der Stadt Bad Soden an Dr. Dietmut Thilenius

Gemeinsamer Antrag mit Bündnis90/Grüne, FDP, BSB und CDU

Wir beantragen, Frau Dr. Dietmut Thilenius die Ehrenbürgerschaft der Stadt Bad Soden zu verleihen. Frau Dr. Thilenius hat der Stadt Bad Soden am Taunus große Dienste erwiesen durch ihren Einsatz für den Erhalt und die Pflege der Heilquellen. Sie hat sich darüber hinaus in vielen gesellschaftlichen Bereichen engagiert und dadurch Vorbildcharakter für unser Gemeinwesen.

Begründung

Nach § 1 der Ehrenordnung der Stadt Bad Soden am Taunus, kann die Stadt Personen, die sich um sie besonders verdient gemacht haben, das Ehrenbürgerrecht verleihen. Dies ist die höchste Auszeichnung, die die Stadt Bad Soden am Taunus vergeben kann. Frau Dr. Dietmut Thilenius, die 1931 in Bad Soden geboren wurde, ist auch im fortgeschrittenen Alter für das Gemeinwesen dieser Stadt aktiv und hat sich in ihrem Leben vielfältige Verdienste erworben.

Erhalt und Pflege der Heilquellen Bad Sodens

Frau Dr. Thilenius ist Internistin und hatte bis zu ihrem Ruhestand eine eigene Praxis in Bad Soden. Ein großes Thema ist für sie die Heilquellen unserer Kurstadt. Frau Dr. Thilenius hat den gesundheitsfördernden Wert der Heilquellen in Bad Soden frühzeitig erkannt und setzt sich seit vielen Jahren für ihren Einsatz und Erhalt tatkräftig ein. Ausdruck dessen sind unter anderem ihre Quellenführungen, an denen interessierte Bürgerinnen und Bürger teilnehmen und ihren Artikel in der städtischen Broschüre für die Quellen aus dem Jahr 2003, „Broschüre Brunnen und Quellen“, und deren Vorschläge für die Anwendungen zu nennen.

Über ihre Erkenntnisse und Forschungen zu den Heilquellen hat Frau Dr. Thilenius mehrere Publikationen herausgebracht. Darin wird detailliert beschrieben, welche der Heilquellen sich für äußere oder innere Anwendungen eignen und bei welchen Krankheitsbildern sie angewendet werden können. Der Einsatz für den Erhalt und die Pflege der Heilquellen hat sicher mit ihrer Familiengeschichte zu tun. Ihr Großvater Otto Thilenius war der erste von der Naussauischen Regierung bestellte Kurarzt in Bad Soden. Wie ihre Vorfahren wurde Frau Dr. Thilenius Ärztin und hat der Bedeutung der Kur und dem Gesundheitsstandort Bad Soden immer wieder Geltung verschafft. Vielen Menschen hat sie aufgezeigt, wie man die verschiedenen Quellen bei jeweiligen Indikationen durch äußere Anwendungen wie Umschläge und innerlich durch Trinkkuren anwenden kann.

Die Sorge um den Eingriff in das unterirdische Heilquellennetz war der Anlass, weshalb sie sich als Kurärztin 1972 dafür einsetzte, den geplanten Bau eines großen Hotelkomplexes am Alten Kurpark einer Überprüfung zu unterziehen. Eine von ihr mitunterstützte Bürgerinitiative und Unterschriftensammlung bewirkte, dass die ursprünglichen Ausmaße des Baus reduziert wurden (heutiges H+-Hotel).

Einsatz für Obdachlosen-Ambulanz und Inklusion hörgeschädigter Menschen

Auch über die Grenzen unserer Stadt hat sich Frau Dr. Thilenius für ihre Mitmenschen eingesetzt. Von großer Hilfsbereitschaft war ihr Einsatz für die Obdachlosenambulanz der Caritas in Frankfurt geprägt. Als sie schon im Ruhestand war, hat sie mehrere Jahre Menschen ohne Wohnsitz, die keine Krankenversicherung haben, kostenlose medizinische Hilfe geleistet und damit menschliche Not gelindert. https://www.caritas-frankfurt.de/ich-suche-hilfe/wege-finden/obdach-und-wohnen/wohnungslos-oder-von-wohnungslosigkeit-bedroht/medizinische-versorgung/elisabeth-strassenambulanz

Darüber hinaus hat sie sich dafür eingesetzt, dass auf Menschen mit geschädigten Gehör Rücksicht genommen wird, indem in öffentlichen Gebäuden sogenannte Hörschleifen, eingebaut werden. Diese technischen Anlagen sorgen dafür, dass Hörgeschädigte Veranstaltungen gut mitverfolgen können, von denen sie sonst ausgeschlossen wären. Auf Initiative von Frau Dr. Thilenius wurde beispielsweise die Evangelische Kirche Zum Quellenpark mit einer solchen Hörschleife ausgestattet. Sie ist aktives Mitglied der Evangelischen Kirchengemeinde, wo sie in den 1980ern mehrere Jahre stellvertretende Vorsitzende des Kirchenvorstands war. In dieser Eigenschaft zeichnete sie 1984 mitverantwortlich für die Gründung des Jugendcafés (An der Trinkhalle 12), das seitdem nicht mehr wegzudenken ist aus der offenen Jugendarbeit in unserer Stadt.

„Historisches Gewissen“ unserer Stadt

Besondere Verdienste hat sich Frau Dr. Thilenius durch ihr Eintreten für die Aussöhnung mit den Opfern des Nationalsozialismus erworben. Die NS-Gewalt hat sie als siebenjähriges Kind in der Reichspogromnacht miterlebt, als Kranke barfuß und im Nachthemd aus der jüdischen Kuranstalt in der Talstraße auf die Straße getrieben und abtransportiert wurden. Die Verwüstungen der Synagoge in der Enggasse und von jüdischen Häusern hat sie mit eigenen Augen gesehen.

Diese Eindrücke haben sie zeitlebens geprägt und dazu beigetragen, dass sich Dr. Dietmut Thilenius 30 Jahre lang im Vorstand der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit im Main-Taunus-Kreis engagiert hat. Frau Dr. Thilenius ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Stolpersteine, die sich um das ehrende Andenken für jüdische Bürger unserer Stadt kümmert, die unter dem Naziregime gelitten haben. Die Arbeitsgemeinschaft hat bisher die Verlegung von 23 Stolpersteinen und einer Stolperschwelle initiiert. https://www.stolpersteine-in-bad-soden.de/

Als Zeitzeugin berichtete sie in Schulen über ihre Erinnerungen an die Zeit des Dritten Reiches. Auch der Zustand des jüdischen Friedhofs liegt ihr am Herzen. Jahrelang hat sie Führungen über den Friedhof am Ortsausgang organisiert und viel von ihrem Wissen über die Kulturstätte an Interessierte weitergegeben.

Frau Dr. Thilenius zeichnet sich durch große Selbstlosigkeit und Empathie für ihre Mitmenschen aus. Für ihren vielfältigen Einsatz für ihre Heimatstadt und zum Wohl der Allgemeinheit ist die Verleihung der Ehrenbürgerwürde eine angemessene Form der Anerkennung in ihrem 91. Lebensjahr.

[Antrag als PDF]